A year to live – Part 1
Get ready to die – and live happily ever after
Ganz schnell das Wichtigste zuerst: Ich bitte all diejenigen, die tatsächlich wissen, dass sie nicht mehr lange zu leben haben, für diese Headline und diesen Blogartikel vielmals um Entschuldigung. Zwei meiner sehr geliebten Tanten, Schwestern meiner Mutter, waren unheilbar krank und sind viel zu früh gestorben – ebenso wie meine Cousine, die mit Mitte 30 zwei kleine Kinder und Ihren Mann zurücklassen musste. Ich bin mit 50+ (dabei belassen wir es mal, sonst wird’s geschäftsschädigend – aber hey, 50+ ist sowieso das neue Mitte 40) im „kritischen Alter“ – und sollte mich gut um meine Gesundheit kümmern. Sollte… Der feinfühlige Allgemeinmediziner hier oben im Echten Norden (Ihr kennt das: Wo man auch abends noch „Moin“ sagt und die Touristen daran erkennt, dass sie verwirrt mit „Äh, Morgän“ antworten; ist ein alter Hut, ich weiß, aber trotzdem immer wieder lustig) konstatiert nüchtern: „Naja, is eigentlich schon ein bisschen spät für jemanden, der soviel sitzt wie Sie, ne…“ Ach so? Na, toll. Ich dachte, es sei nie zu spät?
Aber ich mein’s ernst. Ich weiß, es ist ein Luxus, über das Thema „Tod“ schreiben zu können. Und über das Leben. Ich möchte niemanden damit verletzen. Aber es beschäftigt mich eben. Und letztlich – wenn wir mal ehrlich sind – wissen wir ja alle nicht, wieviel Zeit wir haben werden, welchem höheren Plan unser Leben auf dieser Erde folgt. (Ich weiß, höherer Plan und so, ne? Ist ein anderes Thema.)
Mäxchen
Nachdem ich im Sommer 2020 tatsächlich selbst eine Entscheidung für das Ende eines Lebens fällen musste – unser fast 12-jähriger, über alles geliebter Golden Retriever Max hatte ein Plattenepithelkarzinom in der Nase und eine „finale Diagnose“ -, kam ich danach aus einem moralisch ziemlich tiefen Tal lange nicht heraus.
Abgesehen davon, dass ich Mäxchen und die Spaziergänge mit ihm so sehr vermiss(t)e, dass ich die Wege alleine lange gar nicht mehr gehen mochte, fragte ich mich immer wieder, ob ich das Recht gehabt hatte, mich so weit über „die Schöpfung“ zu erheben und zu sagen: am 10.08.2020 um 18:00 Uhr ist Schluss.
Wie konnte ich nur so endgültig die Hoffnung für ihn aufgeben? Der Gedanke, dass ich ihm damit einen vermutlich sehr schmerzhaften Sterbeprozess erspart hatte, war eine gute Begründung, zugegeben, nicht aber mein Gefühl zu „der Sache“. Ich war einfach untröstlich.
Corona half nicht. Es gab noch mehr Abschiede. Nicht alle endgültig, aber einige doch – nicht nur von Wegbegleiter*innen, auch von Ideen und Vorhaben, Idealen und Zielen. Eine heftige Herausforderung für mein sonst so tiefoptimistisches Wesen. Ich wußte nicht genau, was da mit mir passiert. Werde ich jetzt „eingedost“? Was will mir „der Autor“ damit sagen?