Johann Andreas Fürst

 

Ich bin sehr gespannt auf diese Ausstellung. Sie zeigt den Nachlass dieses beeindruckenden Autodidakten aus seinem späteren Leben in Marktredwitz und Brandt, der sich heute bei seiner “letzten” Familie in Berlin befindet.

Johann-Andreas Fürst hat auch unter dem Namen Hanns Peter Fürst gearbeitet. Er war faszinierend, schwierig, sehr originell und witzig, hochintelligent, künstlerisch ein Multitalent, menschlich vielschichtig, manchmal abgründig, oft unglücklich, manisch (da war er als Künstler in den 60er und 70er Jahren nicht der Einzige) – und vieles mehr. Und er war mein Vater.

Wenn ich an ihn denke, sehe ich ihn in unserer Küche sitzen und Entwürfe zeichnen, Formen für Porzellan aller Arten: Kaffeekannen, Teekannen, Zuckerdosen, Milchkännchen, Tassen und Untertassen in geschwungener Linie. Er hatte Faber-Castell-Kästen mit Hunderten von Bunt- und Filzstiften, die in Regenbogenfarben sortiert waren - Kleinode, Schätze, die mich als Kind über alle Maßen faszinierten. Es gab in unserer Altbauwohnung in Hannover eine kleine Speisekammer, in der alle seine Materialien gelagert waren. Wenn er bei uns war (was immer wochen- oder monateweise der Fall war), wurde die Kammer geöffnet, damit er arbeiten konnte.

Ich höre, wie er morgens seinen süßen schwarzen Tee mit Milch klimpernd mit dem Teelöffel in der immer gleichen Tasse umrührt und sich herrlich duftenden frischen Toast mit Butter macht, kratzendes Messer auf der knusprigen Oberfläche ...


Er ist in all den Jahren ein recht "unbekannter Künstler" geblieben. Er war einer der "Getriebenen" der Wunden eines sinnlosen, brutalen Krieges, der mit 17 Jahren noch auf die Krim geschickt wurde, wo er das Gehör auf einem Ohr verlor, mit einer ausdruckstechnisch äußerst einfallsreichen, aber hochschwierigen Veranlagung, der sein schöpferisches Leben dem Experiment gewidmet hatte ... Sein Oevre ein Festmahl an Materialien, Stilen, Maltechniken, Entwürfen, Skulpturen, Fotografien – und auch Zeitzeugnis der Bildenden Kunst, der Ästhetik und des Impulsreichtums in der sich vom Kriegstrauma aktiv befreienden Künstler- und Kulturlandschaft der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.



(c) 2023 Gestaltung Einladung Daria Fürst, Berlin

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Da freu ich mich jetzt aber!

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Gnade vor Recht