Reisen
Ich muss es richtig wieder lernen. Oder vielleicht überhaupt erstmal lernen. Wie geht das noch mal?
Das richtige Maß an Freiheit? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Ich lasse mich unterwegs erstmal treiben. Das fühlt sich gut und richtig an. Meine Gedanken arbeiten. Ich sammele Eindrücke und neue Erfahrungen.
Im Vorfeld das quälende Kofferpacken, aufgeschoben bis auf den letzten Drücker, dann muss ich entscheiden (Was nehm ich bloß mit? Immer diese Schlepperei … ).
Der wehmütig-zögerliche Abschied von den lieb gewonnenen Gewohnheiten und Routinen zuhause, vom Vertrauten, dem Ringen mit dem Alltag.
Lebendige Erinnerungen als Mutter und CEO/CFO Private Affairs. Ein großes, glückliches, aber auch sehr forderndes Lebenskapitel liegt hinter mir. Von der Arbeit nicht zu reden.
Hund Max gestorben und damit eine Ära beendet. Die Kinder erwachsen und lange ausgezogen.
Ich habe mich phasenweise verzweifelt nach dieser Freiheit gesehnt. Fernweh mit Heimweh. Ist das paradox?
Eine sonderbare Leere: Ich muss nicht mehr dauernd erreichbar sein. Alles ist ruhiger geworden.
Und wieder offener. Ich bin jetzt soooo frei! Phänomenal, irgendwie. Aber ich brauche ein bisschen Zeit für diesen erneuten Paradigmenwechsel.
30 Jahre im Zeitkostüm, das gibt Struktur und Sicherheit. Kaum etwas ist dem Zufall überlassen – aber nichts ist vorhersehbar. Das hat auch seine Schattenseiten: Atemlos nachhause hetzen, angetrieben von der täglichen Frage: Wie kriege ich Arbeit und das Gute-Mutter-Sein unter einen Hut? Wer kümmert sich noch? Um was? Und wie selbständig? Für die Antworten ist keine Zeit. Ich muss es schaffen, ich muss es schaffen, ich trage Verantwortung.
Immer verfügbar, immer einen Fuß in der Tür, immer zuhause, immer Leuchtturm für andere. Ich kann kaum fassen, dass ich jetzt auch mal wieder abtauchen kann – und ahne doch auch schon, dass ich mich sehr gut wieder daran werde gewöhnen können.
Los geht’s!